Lissabon, eine weltoffene Stadt mit mannigfaltiger Architektur, hat sich zum neuen Lieblingsort begeisterter Feinschmecker, Nachteulen und Geschichtsfans entwickelt, ganz zu schweigen von jenen, die die Strände der Stadt bevölkern. Neben den Bauten im maurischen Stil und den berühmten Kachelbrennereien und ‑geschäften kreiert die portugiesische Hauptstadt nun auch ihre eigene aufblühende Gastronomie-Szene.

Wochenmärkte für Gourmets und traditionelle Tabernas (Weinstuben) reihen sich entlang der Atlantikküste, während lässige Cocktailbars und Konzept-Lokale überall im Viertel Bairro Alto und an den Docks hervorsprießen. Eingebettet zwischen diesen Neuheiten und berühmten Chefkoch-Restaurants bringt das bescheidene Copenhagen Coffee Lab ein wenig skandinavisches Flair in Lissabons sonnenverwöhnte Straßen.

Seit seiner Eröffnung vor gerade einmal zwei Jahren hat sich dieses zeitgenössische Café schnell zu einem der beliebtesten Treffpunkte der Stadt entwickelt. Wir haben uns mit Christina Pinto Kronback vom Lab‘ zusammengesetzt, um herauszufinden, was Kaffeeliebhaber in Lissabons nordisches Café zieht.

Es hat vor allen Dingen etwas mit unserem ausgezeichneten Kaffee zu tun, dann mit unserer Einrichtung, die absolut einzigartig war, als wir 2015 eröffnet haben“, sagt Kronback. Fast alles ist in Weiß gehalten, sehr minimalistisch und skandinavisch, was einen augenblicklich dazu verleitet, hierbleiben, entspannen und einen Kaffee genießen zu wollen.“ Wir stimmen dem zu; hochwertige Kaffeebohnen aus nur einem Ursprungsgebiet, köstliches Gebäck und angenehmes Personal, wer würde da nicht verweilen wollen?

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Ein nordischer Rückzugsort im Herzen Portugals. Alle Fotos von Anna Sarcletti, Salt and Wonder.

Die dänische Invasion

Zu einer anderen Zeit bedeutete die Invasion des europäischen Festlands durch die Dänen eine neue Weltordnung. Aber als das Team des Copenhagen Coffee Lab von der dänischen Hauptstadt nach Lissabon zog, steckte dahinter die Absicht, den Wikingergeist auf die sanfte Art aufleben zu lassen: durch Kaffee, der mit nordischem Know-how für die Portugiesen aufgebrüht wird.

Auf die Frage, was hinter dem Umzug steckte, antwortet Kronback: Wir haben uns von der skandinavischen Kaffeekultur inspirieren lassen und von der Tatsache, dass es sie in Portugal noch nicht gab“, sagt sie. Dieses Land hat seine eigene, fest verankerte Kaffeekultur. Wir fanden, dass es die perfekte Kombination wäre.“

Es war nicht einfach, die Einheimischen von ihren köstlichen Espressos wegzulocken, aber im Sommer 2017 konnte sich das Lab‘ sicherlich nicht über fehlende Kundschaft beklagen. Wir holen Außenseiter aus der lokalen Bevölkerung dazu.“ erzählt Kronback. Wir befinden uns zwischen dem bekannten Jardim Fialho de Almeida und dem portugiesischen Parlament, deshalb haben wir eine gemischte Kundschaft; Touristen, Abgeordnete, nicht zu vergessen einheimische Ladenbesitzer und Ausländer, die sich in Lissabon verliebt haben und jetzt hier leben.“

Das Lab‘ serviert seiner hauptsächlich jungen und berufstätigen Kundschaft ein Stück Dänemark, als Verfechter von individuellem Röstverfahren und V60 Handfilter, Aeropress Kaffeebereiter und Cafetiere-Filtertechniken. Diese Methoden passen perfekt zu Lissabons Import-lastiger Kaffeeszene und somit ist es kein Wunder, dass das Fusionskonzept kritische Anerkennung erfährt: 2016 war das Copenhagen Coffee Lab Zweitplatzierter für die Auszeichnung des besten ausländischen Cafés des Blogs Brian Coffee Spot’s.

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Futuristisch aussehende Kaffeemaschinen im Lab‘.

Kaffee macht munter

Die lässige Einrichtung, der zuvorkommende Service und das vielseitige Getränkeangebot sind der gemütlichen Kopenhagener Kaffeeszene nachempfunden und lassen das Lab‘ aus dem Meer von Lissabonner Cafés herausragen. Die Kaffeebohnen werden in der hauseigenen, namensgebenden Mikrorösterei in Kopenhagen geröstet und kommen aus so weit verstreuten Gegenden wie Äthiopien und Guatemala.

Wir kaufen eine spezielle Art von Kaffeebohnen in Afrika und Südamerika und rösten sie in unserer Rösterei in Dänemark“, erklärt Kronback. Wir ermitteln den spezifischen Röstungsgrad für den Kaffee, normalerweise leicht geröstet, womit wir den exakten Geschmack von jeder unserer Kaffeearten hervorbringen. Auf diese Weise holen wir das volle Potenzial aus jeder Bohne.“

Das Copenhagen Coffee Lab steht seit Beginn an vorderster Front der Lissabonner Kaffeerevolution. So werden Einheimische dazu ermutigt, ihr morgendliches Kaffeeritual neu zu überdenken. Wir tun alles dafür, unsere Kunden dazu zu bringen, etwas Neues auszuprobieren, ob Kaffeekenner oder nicht“, sagt Kronback.

Was ist gerade angesagt auf der Karte? Kunden bestellen am häufigsten den Cappuccino“, sagt Kronback. Im Vergleich zum Café Latte ist weniger Milch darin, er ist cremiger und sehr ansprechend“, erklärt Christina.

Sollten Sie sich experimentierfreudig fühlen, dann probieren Sie eine äthiopische Mischung mit Honigtönen oder eine abgerundete, brasilianische Röstmischung. Selbst die Backwaren sind unverkennbar nordisch angehaucht, mit knuspriger Kruste und buttriger Füllung. Ob Sie es glauben oder nicht, unser zweitbestverkauftes Produkt sind Zimtbrötchen, von dänischer Backkunst inspiriert“, verrät Kronback. Sie sind luftig und zimtig, mit einer leichten Kardamomnote. Offiziell esse ich jeden Tag zwei kleine Zimtbrötchen, inoffiziell sind es drei große!“

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Probieren Sie eine äthiopische Mischung mit Honigtönen oder eine abgerundete, brasilianische Röstmischung.

Ein nordischer Rückzugsort

Entspannung pur scheint die Devise im Copenhagen Coffee Lab zu lauten. Es ist lässig, nüchtern und simpel, einfarbig gekachelt, mit gemütlichen Ecken und einer ausgesprochen skandinavischen Atmosphäre. Der Hauptraum des Cafés ist eine strahlend weiße Oase, die einem Zuflucht vor dem endlos herrschenden Sonnenschein gewährt. Ein fensterloses Hinterzimmer lädt vielbeschäftigte Berufstätige zum entspannten Alleinsein ein. Hohe Hocker stehen an der L‑förmigen Bar und von kissenbezogenen Fenstersitzen aus kann man das Treiben auf der Straße beobachten. Auf einer einfachen schwarzen Kreidetafel werden die Gerichte und Getränke des Tages angepriesen und mit Gebäck gefüllte Glasglocken zieren den Tresen.

Es gibt einen guten Grund, warum es das Lab‘ (dt. Labor) heißt: Eine innovative und experimentierfreudige Stimmung durchdringt jede Faser des Cafés, von den parallel zur Wand stehenden Gruppentischen bis hin zu den futuristisch aussehenden Kaffeemaschinen. Das Lab‘ begnügt sich auch nicht mit Stillstand; oft sieht man ihren Lieferwagen durch die Straßen fahren, um Foodie-Events auszurichten. Das Team plant sogar eine Expansion.

Seit unserer Eröffnung ist viel passiert“, sagt Kronback. Bald kann man unsere Multikulti-Kaffeekultur an noch mehr Orten in Lissabon genießen, da wir demnächst zwei weitere Cafés in den Vierteln Alfama und Belém eröffnen werden.“ Die Nachfrage ist sicherlich groß genug, denn die Begeisterung für Kaffeespezialitäten scheint nicht nachlassen zu wollen.

Wie würde sie das Copenhagen Coffee Lab in wenigen Worten beschreiben? Qualitätsbewusst, entspannt und extrem köstlich.“ Obwohl diese Café-Tugenden einfach anzustreben sind, sind sie schwierig zu erfüllen, was das Lab‘ dennoch spielend fertigbringt.