Drei Wahrzeichen, die einen Besuch in Graz zu einem Muss für Architekturliebhaber machen
Cover Foto: Polybert49.
Mit einem Stadtzentrum voller Bauten im gotischen, barocken, Renaissance- und zeitgenössischen Stil, hat Graz seinen Status als Unesco Weltkulturerbe zweifellos verdient. Ein Spaziergang durch Österreichs zweitgrößte Stadt – vom mittelalterlichen Hauptplatz bis zur Domkirche aus dem 15. Jahrhundert – wird zu einer architekturgeschichtlichen Tour, bei der es zahlreiche, reizende Innenhöfe und zeitgenössische Bauten zu entdecken gibt.
Für Besucher mit einem Blick für Gestaltungskunst sind hier die drei architektonischen Wunder der modernen Welt, die man bei einem Aufenthalt in Graz nicht missen darf. Das Beste daran ist, dass sie alle nur einen 20-minütigen Fußmarsch auseinanderliegen.

Das Kunsthaus
Am trendigen Westufer der Mur im Lendviertel befindet sich das inzwischen ikonische Kunsthaus, eine Galerie für zeitgenössische Kunst und ein idealer Ausgangspunkt für einen Architektur-Trip durch Graz. Von den britischen Architekten Peter Cook und Colin Fournier entworfen, wurde es aufgrund seiner ‚Haut‘ aus Solarpanelen und seiner biomorphischen, klumpenartigen Erscheinung von Einheimischen das ‚freundliche Alien‘ getauft.

Im Inneren finden Sie abwechslungsreiche Ausstellungen von vielen österreichischen Künstlern, wie z. B. von Fotograf Karl Neubacher, sowie zeitgenössische Aufstellungen von Josef Schützenhöfer. Führungen zu den Ausstellungen und der Konstruktion des Gebäudes finden jeden Sonntagnachmittag statt. Sie können sogar mit einem Laufband bis nach oben auf die gläserne Aussichtsplattform im vierten Stock fahren und eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt genießen.
Besonders spannend ist ein Galeriebesuch nach Einbruch der Dunkelheit. Dann nämlich wird das Kunsthaus selbst zu einem Kunstobjekt, wenn die 1.288 halbdurchsichtigen Solarpanele auf der Gebäudeoberfläche aufleuchten und es in einen riesigen Bildschirm verwandeln, der schillernde Farben, Zeichen und Bilder anzeigt. Das Ergebnis ist ein elektrisierendes Lichtspektakel, das sogar E.T. gefallen würde.

Die Murinsel
Genau wie das Kunsthaus ist die Murinsel ein weiteres dramatisches Bauprojekt, das entstanden ist, um die fortschrittliche Einstellung der Stadt zu inszenieren, als Graz europäische Kulturhauptstadt 2003 war. Obwohl eigentlich als temporäres Ausstellungsobjekt für das feierliche Jahr gedacht, ist diese nördlich des Kunsthauses in der Mur schwimmende Brückenplattform aus Metall und Plastik augenblicklich zum Kultobjekt geworden und daher dageblieben.
Die Konstruktion wurde vom New Yorker Künstler Vito Acconci entworfen und sieht aus wie eine Kreuzung aus einem monströsen Vogelnest und einer gigantischen, umgedrehten Muschel. Sie ist an beiden Flussufern durch schlingernde Stege befestigt und beherbergt in ihrer Mitte ein Amphitheater sowie ein Café und einen Spielplatz mit Seillabyrinth und Rutsche.
Besuchen Sie die Insel bei Nacht und erleben Sie, wie die gesamte Struktur in einen sanften blauen Schimmer getaucht wird. Ein wirklich idealer Platz für einen romantischen Abendspaziergang.

Burg und Doppelwendeltreppe
Falls Sie sich jemals gefragt haben, wie es sein würde, in ein Gemälde von M. C. Escher einzutauchen, ist hier die Antwort: Die Doppelwendeltreppe in der Grazer Burg ist nicht nur ein architektonisches und technisches Meisterwerk, sondern ebenfalls eine reale optische Illusion.
Obwohl die sich gegenüberliegenden Treppen parallel zueinander verlaufen, treffen sie dennoch auf jeder Etage des Treppenturms aufeinander. Selbst wenn diese Beschreibung einleuchtend erscheinen mag, bleibt es dennoch ziemlich schleierhaft, welcher Weg nach oben und welcher nach unten führt und wie und aus welcher Richtung die Menschen kommen und gehen.
Die Einheimischen nennen die Doppelwendeltreppe romantisch ‚die Versöhnungstreppe‘, da man, selbst wenn man getrennte Wege geht, immer wieder aufeinandertrifft. Ob Sie nun aus einer romantischen Stimmung heraus oder wegen der optischen Täuschung gekommen sind – tun Sie sich einen Gefallen und warten Sie mit dem Biergartenbesuch bis nach der Burgbesichtigung.