Drei unkonventionelle Lokale im Land der Schnitzel
Wenn man an die bayerische Küche denkt, erscheinen vor dem inneren Auge sehr wahrscheinlich sofort Bilder von herzhaften, sahneschweren Gerichten mit gewaltigen Maßkrügen voll Bier. So gut diese Verallgemeinerung insgesamt auch zur Kochkunst dieser Region passen mag – alles ist damit nicht gesagt.
Es gibt im Südosten Deutschlands durchaus Gaststätten, die sich mehr der zeitgenössischen und abwechslungsreichen Küche als den traditionellen Gerichten verschrieben haben. Wenn Sie probieren möchten, welche kulinarischen Alternativen Bayern zu bieten hat, haben wir hier Tipps zu den drei besten unkonventionellen Restaurants, die Sie in Ihre Reisepläne aufnehmen können, wenn Sie in die Gegend kommen.
Die Tafeldecker in der Fuggerei entführen Sie ins Mittelalter
Ganz sicher haben Sie nicht jeden Tag die Gelegenheit, in der ältesten bestehenden Sozialsiedlung der Welt zu speisen. Diese Erfahrung bietet Ihnen die Fuggerei: Eine mittelalterliche, von Mauern eingefasste Enklave voll anheimelnder, efeuberankter Häuser, die in der historischen Jakobervorstadt von Augsburg stehen.

Im Restaurant Die Tafeldecker in der Jakoberstraße ist der Küchenchef Torsten Ludwig vor allem dafür bekannt, aus regionalen Zutaten modernisierte Klassiker zu zaubern. Zu seinen innovativen Gerichten zählen bayerische und schwäbische Spezialitäten, die er in leichte, Tapas-artige Köstlichkeiten verwandelt. Allerdings ist es nicht nur die lokale Küche, die hier einen zeitgenössischen Touch erhält: Hinter der typischen, efeuberankten Fassade des Restaurants liegt ein edler Speisesaal mit schönen, holzvertäfelten Wänden und langen Tischen, die im selben, warmen Holzton gehalten sind.
Wenn Sie à la carte essen, müssen Sie unbedingt die bayerische Crème Brûlée probieren – sie ist einfach wunderbar. Ein oder zwei Weißbier im herrlichen Biergarten sind ebenfalls absolut empfehlenswert, insbesondere in den Sommermonaten.
Kosten Sie die himmlischen, kultverdächtigen Gerichte des „Harmonie“
An Bayerns nördlicher Grenze zum benachbarten Thüringen liegt die verschlafene, kleine Kurstadt Lichtenberg, die Heimat des idyllischen, aber unberechenbaren „Harmonie“. Von außen sieht dieses charmante Familienrestaurant ganz und gar nach der traditionellen bayerischen Gaststube aus. Die Terrasse zum Beispiel, die um einen großen Kastanienbaum herum errichtet wurde und ganz im herkömmlichen Biergartenstil gehalten ist, könnte gar nicht bayerischer sein. Im Inneren gibt es zwei Hauptgasträume, die beide schlicht und sehr konventionell sind: mit Holzböden, Holzmöbeln und weißen Tischtüchern. So weit, so bayerisch, oder? Genau hier kommt das Essen ins Spiel.
Auch wenn die sorgfältig zubereiteten, hausgemachten Gerichte auf den ersten Blick eher traditionell erscheinen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass in der Küche eine modernere Hand am Werk ist. Zeitgenössische Interpretationen bayerischer Klassiker, wie fränkische Bratwurst auf hausgemachtem Sauerkraut mit Senf und Oldenburger Ente in Beifußsauce, sind ebenso subversiv wie köstlich.
Die Gnocchi mit Kirschtomaten, grünem Spargel und Spinat sind ein viel gepriesenes Highlight. Denken Sie nicht einmal daran, zu gehen, ohne die kultverdächtige Schiefer Trüffelsuppe probiert zu haben.

Nippen Sie auf der Dachterrasse des Storstad Restaurants an einem Glas Grauburgunder
Verborgen in einer kleinen Seitenstraße im Herzen des mittelalterlichen Regensburg liegt das Storstad – ein stilvolles Restaurant im 5. Stock eines Patrizierhauses aus dem 12. Jahrhundert. Das geräumige Innere ist zu einem hellen, gewölbten Lokal mit gefliestem Boden, einfacher, ergonomischer Einrichtung und einer gewaltigen Fensterfront umgebaut worden, die auf die beleuchtete, restauranteigene Terrasse hinausgeht.
Als Küchenchef des Storstad fungiert Anton Schmaus, ein aufgehender Stern in der kulinarischen Welt, der es modern liebt. Insofern lautet das Motto hier: „Skandinavische Aromen treffen auf bayerische Traditionen, und zwar mit einem innovativen Touch.“ Mit Hilfe von erstklassigen Zutaten und aus den Jahreszeiten abgeleiteten Inspirationen zaubert Schmaus Gerichte, die ungefähr so aussehen wie das, was man in der Region auch andernorts bekommt, und dennoch erfrischend anders schmecken. Probieren Sie einmal das Roastbeef mit langsam geschmorten kurzen Rippen – ein Geschmackserlebnis.
Dazu sollten Sie unbedingt einen der vielen exzellenten deutschen Weine aus dem Weinkeller des Restaurants bestellen. An einem Grauburgunder aus Rheinhessen oder einem Merlot des Weinguts Graf Neipperg zu nippen und dabei von der Dachterrasse aus die Blicke über die Altstadt schweifen zu lassen, ist eine großartige Möglichkeit, Ihren Abend ausklingen zu lassen.